Viktor Martinowitsch

Viktor Martinowitsch (Viktar Marcinovič) wurde 1977 in Ašmiany im Westen der damals zur Sowjetunion gehörenden Sozialistischen Republik Belarus geboren. Er studierte Journalistik in Minsk und promovierte in Vilnius über Chagall und die Witebsker Schule. War Dozent für Politikwissenschaft an der Europäischen Humanistischen Universität in Vilnius, an der er auch Kunstgeschichte und Kreatives Schreiben unterrichtete. Die Universität war bis 2004 in Minsk ansässig. Nachdem sie wegen kritischer Positionen gegenüber dem Regime Aleksandr Lukaschenkos in Belarus verboten worden war, zog sie ins nur 200 Kilometer von Minsk entfernte litauische Vilnius. 2010 beteiligte sich Martinowitsch an den Demonstrationen gegen Wahlfälschungen bei den Präsidentschaftswahlen, nach denen Lukaschenko seine vierte Amtszeit antrat. Martinowitsch war Autor und stellvertretender Chefredakteur der russischsprachigen Wochenzeitung „BelGazeta“, die sich sowohl über die Regierung als auch über die Opposition kritisch bis sarkastisch äußerte.

*  9. September 1977

von Yvonne Pörzgen

Essay

Martinowitsch gehört neben Svetlana Alexijewitsch in Deutschland zu den bekanntesten Autoren aus Belarus. Im Unterschied zu Alexijewitsch, die nach wie vor die Sowjetunion als ihre eigentliche Heimat betrachtet, sieht sich Martinowitsch als Menschen des postsowjetischen Belarus, der sich kritisch mit der gesellschaftlichen und politischen Situation postsowjetischer Länder auseinandersetzt und seine kunsthistorischen Kenntnisse durch Bezüge auf Unterhaltungs- wie Hochkultur in Romane ...